Aktuell läuft der ichMOOC auf mooin, in dem es um das Digitale Ich geht. Neben den Inhalten selbst wird auch das Format MOOC und die Plattform mooin von den Teilnehmenden diskutiert. Wir finden das gut und konnten schon einige Anregungen zur Weiterentwicklung der Plattform mitnehmen.

Außerdem kommen Fragen auf, bei denen wir merken, wie sehr die Teilnehmenden auch an Hintergründen interessiert sind, die uns total klar sind, aber so nicht bei ihnen ankommen. Dazu gehört folgende Frage, die im Forum des ichMOOCs gestellt wurde:

„Wie offen ist eigentlich der ichMOOC? […]

  • Warum gibt es nur angemeldete Teilnehmer? Man könnte doch auch nur von an Badge[s] Interessierten eine Anmeldung verlangen.
  • Warum ist dieses Forum nicht öffentlich? Sollte das an Moodle liegen? […]“

Ich habe dann im Forum relativ ausführlich geantwortet (und das war ursprünglich nicht in diesem Umfang geplant) und möchte das Thema auch hier noch einmal teilen, ein wenig präzisiert und mit Referenzen hinterlegt.

tl;dr

Die Antwort ist recht einfach: Weil wir sonst keine Zahlen vorweisen können.

Wir brauchen die Zahlen, Namen sind uns (fast) egal

Um festzustellen, ob und wie viele Teilnehmende wir erreichen, wie sich die Einschreibungen entwickeln, wie wir im Vergleich zu anderen Plattformen stehen, um Kommunikation stattfinden zu lassen und um Nutzerinnen und Nutzer über die News anzuschreiben brauchen wir Account-Registrierungen.

Diese können bei mooin maximal pseudonym sein, d.h. man darf Donald Duck mit dem PW “123” sein und schon kann es los gehen. Das ist keine Hürde. Wir können darüber sagen, dass aktuell (Stand: 09.06.2015 mittags) 1455 Accounts für den Kurs registriert sind, wenn das die jeweiligen Teilnehmenden wollen (d.h. wenn sie es angegeben haben), dann sogar, wer alles dabei ist.

Und wofür müssen wir das wissen?

Wir sind in vielerlei Hinsicht rechenschaftspflichtig. Wenn wir schreiben, dass wir den größten VHS-Kurs aller Zeiten haben, dann ist das für die Volkshochschulen (Veranstalter sind Nina Oberländer, VHS Bremen, und Joachim Sucker, VHS Hamburg) megawichtig um später für weitere MOOCs eine Diskussionsgrundlage zu haben: Hier werden sicher nur weitere Ressourcen bereitgestellt, wenn nachgewiesen werden kann, dass man mit VHS-MOOCs eine große Teilnehmendenzahl erreichen kann.

Wir können die Teilnehmenden über die News anschreiben und bitten, an der Evaluation teilzunehmen, die wir diversen Projektträgern vorlegen können und teilweise auch müssen. Für einige Angebote auf der Plattform erhalten wir Fördermittel, deren sinnvollen Einsatz wir nachweisen müssen. Konkret sind das die Projekte FHL-MOOC und pMOOC. Mit den MOOC-Projekten ist es der FH Lübeck möglich, sich deutschlandweit und sogar international zu positionieren. Wie wichtig das ist, zeigt vielleicht das Video zur offiziellen Übergabe des Zuwendungsbescheids für das Projekt FHL-MOOC (wann wird so etwas schon einmal offiziell übergeben und nicht nur in der Verwaltung kopiert, gefaxt und abgeheftet?).

Nur, wenn wir den Erfolg der MOOCs vorweisen können, ist das eine gute Grundlage um weitere Finanzierungen für weitere MOOCs zu erschließen (und das nicht nur über Förderprojekte) und dabei auch Anerkennung in der wachsenden MOOC-Community zu bekommen.

Wenn wir auf der europäischen MOOC-Konferenz EMOOCs unseren diesjährigen Vortrag gehalten hätten ohne Zahlen zu Teilnehmenden, Kursabschlüssen, (umstrittene) Abbruchquoten etc. nennen zu können, hätten wir dort eigentlich auch nichts verloren gehabt, denn Forschung heißt vor allem: Daten sammeln, analysieren und Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

Und nicht zuletzt ist es uns ein Bedürfnis, innerhalb von oncampus unseren Einsatz zu „rechtfertigen“ (auch wenn das nur selten jemand so formulieren würde). Könnten wir das nicht, sollten wir vielleicht lieber an kostenpflichtigen Angeboten schrauben. Wir machen mit den MOOCs auf mooin unseren Job (und es ist tatsächlich ein toller Job, MOOCs machen zu dürfen), aber dabei müssen Ergebnisse sichtbar werden.

Ein Gegenbeispiel: Offenheit als Hindernis in Projekten

Als ich noch bei der TU Chemnitz gearbeitet habe, haben wir mit SOOPAL ein komplett offenes Angebot geschaffen. Man musste sich nicht anmelden, um die Contents zu sehen, nur fürs Diskutieren im Forum und die Zertifikate.

Resultat: 58 Einschreibungen, kaum Beteiligung an den Evaluationen. KEIN MOOC.

Wir haben zwar die Klickzahlen, können daran aber nicht messen, wie viele Teilnehmende das waren. Bei welchem Projektträger hätten wir diese Ergebnisse vorzeigen und weitere Gelder (und damit Mitarbeiterstellen) einwerben können?

Open heißt nicht kostenlos

(Manchmal ist es erschreckend, wie sich Themen auch ohne Agenda wiederholen.)

Auch wenn die Teilnehmenden nichts für den Kurs bezahlen: jeder MOOC kostet Geld, allgemein rechnet man mit 25.000€ pro Kurs (vgl. bspw. hier), mehr geht immer. Dieses Geld muss irgendwo herkommen und alles, was wir von den Teilnehmenden dafür möchten, ist eine Registrierung per Mailadresse und Passwort. Dabei haben wir keine Klarnamenpflicht und wir überprüfen auch nicht, ob es eine Junk-Mailadresse ist. Diese Forderung verstößt weder gegen die MOOC-Definition, noch ist es für dieses tolle Angebot, dass die Volkshochschulen da geschaffen haben, vermessen das von den Teilnemenden zu verlangen.

Das Internet kennt keine Grenzen, mooin auch nicht!

Dabei haben und werden wir nie verhindern, dass Gastgebende und Teilnehmende selbst die Kurse öffnen, d.h. entsprechend offene Gruppen in Social Networks und Plattformen wählen, um die MOOCs auf mooin zu erweitern – wir begrüßen es sogar. Gerade für den ichMOOC kann man sogar ganz salopp sagen: Der Kurs ist OER, lasst ihn auf der Plattform stattfinden, wo er Euch am besten gefällt! Zeigt den Zweiflern, dass der Remix kein Märchen ist 😉

 

Beitragsbild: Open Means Never Having to Say You’re Sorry by Alan Levine (CC BY)