Liebe #followerpower,

Du warst oft sehr nett zu mir. Du hilfst mir, wenn ich nicht weiß, wo ich suchen soll. Du zeigst mir, dass die Welt nicht schlecht ist und es Menschen da draußen gibt, die mir helfen, obwohl ich  sie nicht kenne. Du bist es, weshalb ich die Idee des Konnektivismus verstehe – zumindest dachte ich das. Ich habe an Dich geglaubt und für den SOOC13 ein Experiment erdacht, dass den Teilnehmern zeigen sollte, wie toll Du bist. Aber Du warst nicht da. Aber ich habe es wohl einfach übertrieben. Und ich habe die Ausmaße von Wikipedia unterschätzt.

tl;dr

Einfach auf Twitter nach der Followerpower rufen scheint wenig erfolgreich zu sein. Und dabei hatte ich mir das als ein so tolles Experiment vorgestellt 🙁

Das Experiment

Im SOOC13 widmet sich der erste Themenblock den Grundlagen zum Lernen 2.0. Ganz vorn mit dabei ist natürlich die Idee des Konnektivismus und der damit verbundenen Netzwerke, die in Zukunft immer wichtiger sein sollen. Ich fand die Idee gut, dass die Teilnehmer dieses Netzwerkwissen selbst erleben sollten und so ist mir (zu später Stunde) folgendes Experiment eingefallen:

Gehen Sie auf http://de.wikipedia.org/wiki/W… und klicken Sie links unter dem Logo auf zufälliger Artikel. Welcher Artikel erscheint? Kennen Sie jemanden, der sich damit auskennt? Versuchen Sie über einen Tweet, jemanden zu finden, der sich damit auskennt, bspw. “Kennt sich jemand aus mit BEGRIFF #sooc13 #conexperiment #followerpower“. Notieren Sie die Antwort im Etherpad.

Ich fand die Aufgabe gut, das SOOC-Team fand die Aufgabe gut. Ihr dürft alle auch gern mitmachen. Aber was wurde draus?

Followerpower kaputt?

Es ist ja die erste Woche und ich habe mich riesig gefreut, dass sich überhaupt jemand an die Aufgabe gewagt hat, zumal vielen der Umgang mit Twitter auch neu ist und es ihnen gewiss nicht leicht gefallen ist. Aber was zum T… hat sich Wikipedia denn bei diesen Themen als Zufallsartikel gedacht? Die ersten Berichte zum Experiment führten zu folgenden Themen:

  • Die Geschichte Osttimors (zum Tweet): Es gab 1 RT (von mir, man will ja Starthilfe leisten), und es gab eine (mehr oder weniger zufriedenstellende) Antwort: @sunsurfer428 wusste, dass es der erste Staat war, der im 21. Jhd. unabhängig geworden war.
  • Josephines Mondschnecken (zum Tweet): Ein RT von mir, der wiederum 2mal retweetet wurde (einmal davon von Nina, einer anderen SOOC-Gastgeberin). Keine Antwort.
  • Río Mizque (zum Tweet): Den hatte ich selbst über Wikipedia ermittelt. Ich hatte sogar die Fragestellung etwas verändert. Keine Reaktion.
  • Jugger (zum Tweet): Ich habe Retweetet, keine Antwort. Es gibt auch einen Blogartikel dazu.
  • Gönpawa Wangchug Gyeltshen: Bei diesem Begriff kam es gar nicht erst zu einem Tweet. Dr. Carsten Weiß hat stattdessen über seine Aktivitäten gebloggt, die ihn schließlich zum Abbruch des Experments gebracht hatten.

Was ist da schief gelaufen? Ist etwas schief gelaufen?

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FAIL stamp by Hans Gerwitz (CC-BY-SA)

Erst einmal: ich hätte vielleicht wirklich ein paar mal ernsthaft auf den “Zufälliger Artikel”-Link klicken sollen. Hätte ich die oben stehenden Begriffe erwischt, hätte ich auch gleich gedacht: na das wird nix. Und dennoch scheint es einige Faktoren zu geben, die das Gelingen dieser Aufrufe begünstigen oder hemmen. ACHTUNG: nachfolgende Punkte entstammen rein subjektiven Eindrücken, den ersten Resümees der Teilnehmer oder argumentativ nachvollziehbaren Schlussfolgerungen und sind nicht empirisch belegt (es wäre interessant zu sehen, ob sie belegbar wären… kann da jemand mal einen Artikel dazu schreiben? #followerpower):

  • Man braucht Follower. Wenn keiner zum Krieg geht, wenn man in den Wald hineinruft, dann fällt auch kein Baum um. Oder so ähnlich… Ohne das Netzwerk kann es keine konnektivistischen Effekte geben, ganz klar. deshalb habe ich die Tweets auch oft retweetet, auch wenn es bisher nicht wirklich viel gebracht hat.
  • Man braucht die richtigen Hashtags. Neben der Followerpower, die den Lesern gleich klar macht, dass man Hilfe braucht, sind das themenspezifische Hashtags, die man aber oft auch nicht kennt. So hätte es bei Jugger vielleicht einen Hashtag zum Landesverand gegeben oder so.
  • Man braucht die richtige Zeit. Ich selbst habe das Gefühl, dass ich morgens, kurz nach dem Mittagessen und abends die meisten Rückmeldungen auf Twitter erhalte. Es ist auch logisch: morgens fährt man zur Arbeit und hat nebenbei Zeit zum Tweets lesen. Oder man macht das zum Frühstück, beim Zähneputzen, noch im Bett… Nach dem Mittagessen braucht man auch etwas Zeit zum Warmlaufen und nach dem Feierabend ist dann auch wieder Zeit.
  • Man braucht auch etwas Glück. Wir folgen Menschen, die in irgend einer Art und weise für uns interessant sind. Wenn man nun aber ein ganz anderes Thema einstreut und dann feststellt, dass das die eigenen Follower auch interessiert, sagt man immer, dass die Welt doch sehr klein ist. Und was für ein Zufall und so. Und so ist es auch.

Meinungen der Teilnehmer

Auf dem Blogs der Teilnehmer kann man folgendes Lesen (wertungsfrei zitiert):

von Kevpa (Jugger):

Ergebnis: Leider hat es bis jetzt nichts gebracht und es wäre bei einer Frage, die schnell beantwortet werden muss sehr fatal darauf zu warten. Jedoch bin ich offen für Neues und finde diese Art der Informationsbeschaffung auch nützlich. Vielleicht bräuchte ich auch einige Follower, die dann meinen Tweet sehen.

Jedenfalls bin ich weiter gespannt, was und wie sich hier “unser” Experiment entwickelt!

von nils_von@sooc13 (die Geschichte Osttimors):

Mein Resümee ist also: Wenn ich etwas über ein bestimmtes Thema wissen möchte, dann helfen mir die sogenannten “sozialen Medien” nicht viel weiter, sondern schaue in den bekannten Quellen nach, oder suche in der Fachliteratur.

Aber was war den auch passiert?

Man könnte jetzt sagen, ich rede es mir schön, aber wenn man sich die zugehörigen Blogposts mal anschaut, so hat sich jeder dieser ersten Reflexionen gezeigt, dass sich die Teilnehmer selbst doch sehr mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Der Blogartikel von Dr. Weiß zum Artikel “Gönpawa Wangchug Gyeltshen” hatte das auf beeindruckende Weise gezeigt: Über den Wikipedia-Artikel hatte er in der Versionsgeschichte herausgefunden, wer diesen Artikel mit verfasst hatte. Einen Hauptautor hatte er sogar auf Twitter gefunden, dann aber (verständlicherweise) nicht angeschrieben, da die Tweets zu alt und sein Interesse ja nur am Rande echt war. Er hatte Publikationen auf Amazon gefunden und herausbekommen, dass die Meinung um diesen tibetanischen Geistlichen auf Wikipedia wohl stark auseinander gingen. Auch ein zweiter relevanter Experte schien aufgrund seiner Abneigung gegen den Wikipedia-Eintrag kein sehr guter Ansprechpartner für das Problem zu sein… und das alles in 20 Minuten, wie Dr. Weiß schreibt.

Ist das nichts? Mich beeindruckt das schon, auch wenn es mit dem ursprünglichen Ansatz nur wenig zu tun hat. Ich glaube, ich versuche da mal anzusetzen. Vielleicht versuche ich noch das ein oder andere mal das Experiment mit einem anderen Beitrag fortzusetzen. Ich glaube an Dich, Followerpower 😉

Und dann auch noch das…

Nachdem mein erster Aufruf nicht sehr erfolgreich geraten war, machte ich einen zweiten Versuch, bei dem mir der Mund offen stehen blieb:

Vielleicht habt Ihr Lust, Euch auch einmal in dem Experiment zu versuchen. Oder Ihr habt Vorschläge, das von vorn herein zu verbessern. Dann gern her damit!

Beitragsbild: FAIL stamp by Hans Gerwitz (CC-BY-SA)