Ich habe ja fast schon bedauert, übers verlängerte Wochenende in den Kurzurlaub fahren zu “müssen”, denn die letzte #opco11-Woche  zum Thema “Lernen kann doch jeder, oder? Über Kompetenzen und Bildung” war sehr sehr spannend. Nicht nur, weil Christian Spannagel das Thema Medienkompetenz auch gelebt hatte, in dem er zum ITG-Festival aufgerufen hatte, sondern auch die Diskussionen darum, ob die gewählte Form nun super oder furchtbar waren, schienen nicht abzureißen (weitere Reflexionen hier). Als “Bandleaderin” der “Jazz Session” möchte ich daher auch kurz meine Eindrücke zusammenfassen, ehe sie zu sehr in Vergessenheit geraten.

  • Die Vorarbeiten im Etherpad waren schon weit vorangeschritten und so konnten wir schnell über die von uns erwarteten Wünsche diskutieren. Hierfür war der Chat in durchaus geeignetes Mittel. Ich denke, dass beispielsweise eine Diskussion in Adobe Connect sehr viel schwieriger geworden wäre (dass hier nicht immer alles klappt hat man an der Zusammenfassung gesehen, später hier mehr). Nach der oft auftretenden Regel “immer der, der fragt”, war ich schnell zum Bandleader gewählt und die Diskussion konnte inhaltlich weitergehen.
  • Ich hatte mächtig doll viel damit zu tun, die Diskussion zu verfolgen, tw. zu koordinieren und dabei auch noch die Zeit im Auge zu behalten (mal abgesehen von dem Anruf von Mutti, dass es regnet und ich bitte beim Heimweg nicht die Bahnhofsunterführung wählen sollte). Hier mussten wir leider einige gute Diskussionen abbrechen um zum nächsten Punkt zu kommen. Ich weiß aber nicht, ob es hierzu eine gute Alternative gegeben hätte, da ich, wie sicher viele von uns, die Zeit für die Online-Session von anderen Aufgaben abknapsen muss. Eine Verlängerung der Session wäre daher eher schwer gewesen.
  • Inhaltlich fand ich mich in der Diskussion gut wieder, hätte tw. auch gern ein paar Widersprüche mehr gehabt. So konnte ich zusammenfassen, dass Fakten-/Grundlagenwissen keinesfalls überflüssig sind, Kompetenzen aber dazu führen (können), dass diese leichter oder auf alternativen Wegen errungen werden können. Sie können sie aber nicht ersetzen – aus der (Alb-)Traum vom Google-Anschluss im Gehirn, der uns jegliches Auswendiglernen erspart. Dafür wird es aber immer wichtiger, den Sinn der Informationen zu erläutern, genauer gesagt: Lernende sollen verstehen, warum sie jetzt genau das wissen sollen, obwohl es im Internet verfügbar ist.
  • Das Zusammentragen der einzelnen Konzertergebnisse war der technisch irgendwie vermurkste Teil. Einerseits reden wir von den “Technologieverweigerern und -behinderten” immer wie von “den Anderen”, aber dann scheitern wir bei Adobe Connect. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich 3min vorher erst das Mikro eingestöpselt hatte und nicht wusste, ob alles gut geht.

Im Resümee möchte ich als erstes Christian Spannagel für den Mut danken, sowas durchzuführen. Nicht nur die Arbeit, die für das Im-Auge-Behalten der Konzerte nötig war, sondern auch den Entschluss selbst, die #opco11-Community zu dieser Arbeitsform zu bewegen. Wenn die Etherpads bis Mittwoch leer geblieben wären, dann wäre es schlichtweg schief gelaufen (ich weiß nicht, ob Christian einen Plan B gehabt hätte) – die Konzerte hätten “schief geklungen”. Ich wünsche mir definitiv mehr von diesem Austausch!

Nun war ich am Wochenende zwar nicht auf einem Festival, aber auf einem Spektakel mit parallelen Vorträgen, Workshops etc. und konnte das ganze quasi nachleben. Hieraus und aus den Erfahrungen des ITG-Festivals, hier ein paar mögliche Ansatzpunkte zur Optimierung eines solchen Formats:

  • Bei der Teambildung dem Forming mehr Raum geben: Das Springen zwischen den Konzerten war zwar in der Probe und nach der Diskussion gut möglich, während der Live-Session hat sich das aber kaum bewährt (mal abgesehen vom Zwangshüpfen durch zu volle Etherpads). Hier könnte man vorher eine Art Einschreibeliste auf den Etherpads für die Konzerte integrieren, sodass man sich einerseits mit dem Thema und seinen Bandmitgliedern identifizieren, andererseits die Gruppenbegrenzung durchsetzen kann.
  • Toleranz: Diese ist zwar eher von den Teilnehmern gefordert, sollte aber vielleicht nochmal betont werden. Wenn die aktive Diskussionszeit zum Bemeckern technischer Probleme verspielt wird, kann die inhaltliche Diskussion nicht vorangetrieben werden.

Eine Frage habe ich noch, die sich eigentlich gut an andere Beiträge (z.B. hier und hier) und Tweets der #opco11-Teilnehmer angliedert: Was jetzt? Was passiert mit den zusammengetragenen Wünschen, Thesen, Forderungen u.s.w.? Ist der #opco11 nur eine nette Zwischenveranstaltung oder verschwindet der User Generated Content in der digitalen Schublade?