Andreas hat auf seinem Blog dazu aufgerufen, doch einmal aus unserem „digitalen Reisekoffer“ zu berichten. Ich bin gerade erst von meiner Reise nach Island zurück, hatte traumhafte Tage und die Erinnerung ist noch frisch, dann mal los.

tl;dr

Bitte bis zum Punkt „Unterwegs mit Apps“ scrollen.

Früher™

In der Zeit vor dem Internet bin ich mit meinen Eltern jedes Jahr zur Leipziger Touristikmesse gefahren und wir haben Beutel voll mit Katalogen nach Hause getragen. In denen waren Anzeigen von Unterkünften, meist mit kurzem Text, statischen Preisangaben, nur wenigen Bildern und näheren Angaben zur Ausstattung. Auswählen, priorisieren, anrufen… am Ende hatte man die Buchungsbestätigung im Briefkasten. Strecke aus dem Atlas raussuchen, Nahziele aus dem Reiseführer und dann von Flyern vor Ort, einige Bücher kamen in den Koffer und auch die Kassetten oder CDs wurden mit Bedacht ausgewählt.

Auch wenn ich damals nur mitgefahren bin und meine Urlaube noch nicht allein organisiert habe, erkennt man schnell die Vorteile der heutigen Möglichkeiten. Vieles ging nicht ohne Reisebüro, heute müssen sich diese mit speziellen Dienstleistungen sehr anstrengen oder darauf hoffen, dass ein Teil der Kunden weiterhin analog bleibt.

Wie ich Urlaub mache

Den ganzen Tag am Strand liegen war noch nie mein Ding (und das kann ich bei gutem Wetter auch hier in Lübeck). Ich will im Urlaub viel sehen und bin dabei möglichst unabhängig und flexibel. Im Urlaub auf Island sind wir einmal mit dem Mietwagen die Ringstraße herum – ganz nach meinem Geschmack.

Die Hardware

Auf meine Packliste gehört:

  • Smartphone (Allrounder, braucht man glaube ich nicht erklären), derzeit OnePlus 1,
  • Laptop für die komplexeren Aufgaben am Abend, derzeit Lenovo Thinkpad Edge E130,
  • eine kompakte Reisekamera, aktuell bei mir die Canon PowerShot SX720 HS mit 40fach (sic!) Zoom, als Ideallösung zwischen zoomfreiem, funktionsarmen Smartphone und schwerer, komplexer Spiegelreflexkamera,
  • Kindle – 200g und immer die richtigen Bücher dabei
  • Ladegeräte inkl. USB-Adapter für den Kfz-Zigarettenanzünder (Handyhalterung hielt bombenfest an meiner Autoscheibe, da brauchen wir wohl mal eine „Reisevariante“), Kabel, Stromverteilerdose, wenn nötig Reiseadapter und Powerbanks.

Digitale Endgeräte werden ja immer kleiner und leichter, was dazu führt, dass man mehr davon einpacken kann und es auch tut. So habe ich bspw. mein Tablet zwar dabei gehabt, es aber nicht wirklich gebraucht, da ich stattdessen entweder das Smartphone oder den Laptop genutzt habe.

Als „Totholz“-Hardware habe ich aber doch noch einen Reiseführer dabei (bei Island war es der von Lonely Planet), sorgsam ausgewählt nach gut 30min im Buchladen. Hier fehlt mir einfach noch ein brauchbares digitales Produkt, irgendwas zwischen der schlecht überschaubaren eBook-Version des Buches (aka Abfallprodukt des Buchdrucks) und der orientierungsfreien Masse an Tripadvisor-Beiträgen, Foursquare-Tipps, Blogs etc.

Apps (und Webseiten)

Wir planen unseren Urlaub gut im Voraus. Klar müssen wir den Flug buchen, aber auch bei Unterkünften bin ich gern vorher beruhigt, wenn ich sie mir vorher gut anschauen und Bewertungen lesen kann. Bei Island muss man ohnehin vorher buchen, gerade in den weniger bevölkerten Gegenden (nach isländischen Maßstäben) war es im Mai schon kompliziert, für August bezahlbare Unterkünfte zu bekommen.

Planung mit GDrive

Unser Dreh- und Angelpunkt ist ein Reiseplan als GDoc. Von einer oft erst unübersichtlichen Linksammlung mit Sehenswürdigkeiten, Unterkünften, kuriosen Fakten wird nach und nach eine Übersicht mit den Reisedaten, Adressen und Detailkarten der Unterkünfte und Tagesplänen. Außerdem tragen wir Sehenswürdigkeiten auf MyMaps zusammen, was auch sehr dabei hilft, passende Orte für Unterkünfte zu finden.

Wenn wir es schaffen (das war bisher glaube ich bei 3 Reisen der Fall), basteln wir noch eine Version für unsere Familie zusammen und senden es unseren Großeltern per Post zu. Die sind immer ganz begeistert („da habt Ihr Euch aber viel vorgenommen“) und erzählen hinterher, dass sie jeden Tag quasi „mit dabei“ waren.

Eine Runde Island

Eine Runde Island

Das Ganze können wir auch offline in der GDrive-App speichern, unterwegs immer wieder aufrufen und editieren. Nach und nach wird es dann zur Reisedoku, dank der neuen Zeitachse für GMaps habe ich auch Screenshots der jeweiligen Tage hinzugefügt.

Unterwegs mit Apps

Ich habe mal meine App-Übersicht aufgemacht und versuche sie ein wenig zu sortieren:

  • Öffi und DB Navigator für die Anreise zum Flughafen, manchmal auch für den ÖPNV vor Ort
  • über die Apps von booking.com und AirBnB haben wir unsere Unterkünfte verwaltet, bei letzterem ist auch die Nachrichtenfunktion wichtig (wann kommt man an, wo holt man den Schlüssel ab u.s.w.)
  • Google Maps zur Navigation, die Karten vorher schön für die Offline-Nutzung gespeichert
  • Tripadvisor und Foursquare zum Anschauen von Bewertungen zu Sehenswürdigkeiten und Restaurants, vor dem Urlaub auch zur Auswahl der Unterkünfte
  • Swarm für Foursquare… ja, wir und ca. drei andere Nutzer freuen uns immer noch, uns gegenseitig beim Unterwegssein zuzuschauen
  • die Canon Camera Connect App brauche ich, um die Standortdaten für die Fotos erfassen zu können (ein Kompromiss der kleinen Modelle gegenüber einem sicher teureren eingebauten Sensor, wäre aber dennoch schön, einfach die GPS-Verlaufsdaten des Handys nutzen zu können)
  • je nach WLAN-stärke in den Unterkünften habe ich eine Auswahl der Fotos vom Tag auf Google Fotos mit meiner Familie geteilt und gleichzeitig gesichert
  • Instagram um tolle Bilder zu posten (inkl. ZusatzApps Layout und Boomerang, Prisma braucht man für Island nicht 😉 ) und auch dank Ortssuche recherchieren zu können (bspw. ob wirklich täglich Walfotos von Husavik gepostet werden)
  • mit der Cardboard Camera habe ich auch erstmals 360°Fotos von einigen Orten gemacht
  • das dict.cc Wörterbuch habe ich diesmal nur selten gebraucht, da Englisch in Island gut verbreitet ist, aber im Supermarkt möchte man schon lesen, was in der Wurt ist, nachdem man die Walhaisteaks in der Kühltruhe gesehen hat
  • Dropbox um tolle Fotos gleich im Ordner „Wallpaper“ abzulegen, auf den meine Rechner zugreifen
  • Google Drive, neben dem oben beschriebenem Reiseplan liegen hier auch Buchungsbestätigungen und andere Belege als PDF, die ich meist auch noch einmal ausgedruckt mithabe, oft nicht brauche, aber noch nicht risikofreudig genug bin, das wegzulassen (am meisten braucht man sowas ja bei Deutschlandurlauben ^^)
  • die MiFit-App und GoogleFit waren erstmalig mit dabei, auch Strava habe ich schon getestet
  • verschiedene Chat-Clients wie Hangout, WhatsApp und Skype, um in Kontakt zu bleiben (und wie meine Mutter meinte: ein „sind jetzt gelandet/in der nächsten Unterkunft“ beruhigt sehr und alle freuen sich auch über Fotos zwischendurch)
  • in diesem Urlaub nicht gebraucht/genutzt, aber in anderen Urlauben schon: Netflix, pizza.de, Regen-Alarm

Und damit sie nicht untergeht noch einmal separat erwähnt:

  • Urlaubsgruß zum Postkartenversenden (eigenes Bild hochlanden, Text eingeben, 2 Tage später sind Deine Großeltern glücklich), habe ich in Verbindung mit Picasa (erstellt schnell eine Collage aus den eigenen Bildern) bequemer am PC genutzt, die App ist aber auch einfach zu bedienen. Seit es diesen Service gibt, erhalten unsere Großeltern fast täglich Postkarten aus dem Urlaub, weil der Aufwand wahnsinnig gering ist und die Karten schnell bei ihnen sind.

Fazit: Was fehlt?

Ich wünsche mir wirklich eine passende digitale Alternative zum Reiseführer, der aber auch die Möglichkeiten des Digitalen nutzt und nicht nur ein billiger eBook-Abklatsch der Druckvariante ist. Einige der Papiervarianten fallen bei mir schon wegen des Gewichts durch. Eine nichtsortierte Tripadvisorliste mit Gemecker von Nervtouristen hilft mir bei der Vorbereitung wenig, vor Ort kann man die paar Beiträge um einen Ort herum ganz gut überschauen.

Was auch immer besser geht: AppSchalten (was für ein sch..ß Wortspiel). Relativ schnell hat man Notifications, die im Alltag nützlich sind, etwas zurückgeschraubt (bei mir betrifft das insbesondere die Vibration auf dem MiBand). Auch über separate Spalte mit „Favorisierten Nutzern“ in der Fenix-App für Twitter habe ich abends ein wenig aus der Twitter-Heimat mitbekommen.

Ansonsten komme ich schon ganz gut klar. Die Netzabdeckung ist im Ausland oft sehr gut (LTE auf dem Lavafeld, und in Deutschland nur Edge auf der Touristenhochburg Darß), die Stromversorgung klappt immer problemloser. Vielleicht könnten einige Apps noch besser individualisiert sein (geobasiert, aufbauend auf meinen vorherigen Aktionen etc.). Früher habe ich nach ReisetagebuchApps geschaut, die waren aber entweder wenig mit anderen Apps verknüpft oder es fehlte die ein oder andere Funktion. Wahrscheinlich kommt die Zeitleiste von GMaps noch am nächsten ran.