tl;dr

Mit dem Projekt “OER-Fachexperten” standen wir vor der Aufgabe, einen offenen Onlinekurs über OER für Trainerinnen und Trainer zu erstellen. Statt das Rad neu zu erfinden – das heißt in dem Fall schon wieder (zweifellos gute) Lernmaterialien zu Open Educational Ressources (OER) neu zu produzieren – haben wir versucht ein Vorbild zu sein und selbst freie Lernmaterialien in unserem Kurs einzusetzen und zu remixen.

(Not again) just another OER MOOC

Im Projekt “OER-Fachexperten” (eigentlich OER-MuMiW, aber schon als eine der ersten Aktionen haben wir uns einen besser kommunizierbaren Titel gesucht) arbeiten wir mit dem BDVT zusammen, um vor allem freiberufliche Trainierinnen und Trainer für OER zu sensibilisieren und als Multiplikator*innen zu gewinnen. Das Konzept, das wir gemeinsam erarbeitet haben, sieht dabei vor, dass zwischen zwei Präsenzveranstaltungen ein offener Onlinekurs das nötige Grundverständnis rund um OER vermittelt.

Ausbildungsprogramm der OER-Fachexperten

Hedwig Seipel für OER-MuMiW (CC BY 4.0)

Und hier grüßt bereits das Murmeltier: Noch ein OER-MOOC? Es gab und ja bereits OERup, den COER13 und seine Nachfolger und im internationalen Raum sicher noch einige mehr. Schon als 2016 der Wunsch im Raum stand, einen MOOC zu OER auf mooin zu haben, haben wir kurzerhand mit iMooX kooperiert, haben zusätzlich zu den wiederverwendeten Materialien noch ein paar Interviews mehr gedreht und den COER16 auf beiden Plattformen laufen lassen. Genau genommen hätten wir iMooX nicht einmal fragen müssen, denn die MOOCs dort sind ja OER.

Und genauso fanden wir es unsinnig, für den OERexp bei Null anzufangen. Bei den Grundlagen zu OER, die ja doch eher allgemeingültig erklärt werden mussten, haben wir OER wiederverwendet und remixed. Andere Inhalte, vor allem die, die wir speziell für die Zielgruppe der Trainerinnen und Trainer brauchten, haben wir dann in Ruhe neu produzieren können.

Wie sieht er denn nun aus, dieser Remix?

Wir hatten uns entschieden, fremde OER über OER im Kurs einzusetzen. Das ist konsequent, aber man hat auch gleich die Bedenken, dass es dann ja doch sehr uneinheitlich aussehen wird. Aber hey: es ist OER! Wenn nicht gerade “ND” Teil der Lizenz ist (was ja eigentlich auch gar nicht zu OER zählt), dann kann ich doch einfach einen eigenen Vor- und Abspann hinzufügen! Und genau das habe ich dann auch getan. Eine Grafik ist dann ja jeweils ausreichend, so hatte ich mit ein paar einfachen Schnitten “unsere Videos” in einer erträglichen Zeit fertig.

Ein Beispiel, ursprünglich aus dem COER16:

Tipps von Expertinnen und Experten von OERexp (CC BY 4.0), basierend auf dem Video “Interviews mit Teilnehmern vom OER-Festival 2016 – ‘Tipps für Einsteiger in das Thema OER” aus dem COER16, veranstaltet vom MOOChub (CC BY 3.0).

Je nach unserer Vorstellung habe ich dann auch mal mehr, mal weniger am Video angepasst, so fanden wir zwar beispielsweise das Video zur Finanzierung von OER aus dem COER15 toll, aber zu lang, und ich habe es deshalb einfach in 2 Teile geteilt (Teil 1, Teil 2). Da es nur ein paar einfache Schnitte waren, konnte ich diese sogar ohne den Umweg über unsere Videoprofis im Haus machen (wen es interessiert: ich habe den schnöden Movie Maker und ShotCut dazu verwendet, da ich damit meist auch außerhalb meines Jobs arbeite)

Dazu haben wir einiges neu produziert, vor allem kleine Intro-Videos (Beispiel) und Videos speziell zur Situation von Trainierinnen und Trainern (Beispiel). Mit Hilfe von H5P hab ich alle (eigenen oder wieder verwendeten) Videos mit Zusatzinformationen und Fragen interaktiver erweitern können. Außerdem lassen sich mit dem Tool weitere schöne Sachen umsetzen.

Auf dem OERcamp 2017 Nord habe ich ein paar Teilnehmende zu ihrem Umgang mit OER befragt und habe die Antwortvideos in einer Hotspot-Interaktion verbaut:

Aus der Praxis: Welche OER-Materialien werden wo geteilt? von OER-MuMiW (CC BY 4.0)

Wir haben auch Übungsaufgaben mit OER gestaltet (bspw. zur Konzeption mit dem OER-Canvas). Und vor einer ganzen Weile hatte ich die tolle SchnOERzeljagd von Sandra Schön ja schon als H5P-Presentation umgesetzt, die konnten wir im Kurs ganz gut wieder gebrauchen (und so habe ich quasi in meinem Job meine OER-Materialien aus selbstständiger Arbeit wiederverwendet – ist das nicht toll? 🙂 ).

 

Neben Videos haben wir auch Grafiken (bspw. der Fahrplan zum Finden der richtigen Lizenz), Slides (bpsw. die zum Wert und Finanzierung von OER) oder Podcasts (bspw. zugehOERt zu Finanzierungs- und Geschäftsmodellen), die unter einer freien Lizenz standen, eingesetzt – und oncampus hat nun auch einen Soundcloud-Account, da wir einige (doch etwas länger gewordenen) Interviews auch als Podcast anbieten wollten (vielleicht auch nur, weil ich Podcasts mag 😉 ).

…und man fühlt sich doch etwas schmutzig beim ersten Mal

Ich beschäftige mich ja nun doch schon eine ganze Weile mit OER (spätestens seit dem 1. L3T-Buch 2011, da fand ich aber bereits die freie Lizenz daran super) und ich habe auch schon MOOCs mit fremden OER aufgebaut (bspw. damals™ beim SOOPAL).

Aber ganz ehrlich: bei der Idee, einfach den fremden Vor- und Nachspann in den Videos abzuschneiden und das eigene Label drauf zu pappen, dabei war mir beim ersten Mal gar nicht so wohl. Das hat sich wirklich ein wenig angefühlt, als würde ich mir die Arbeit leicht machen, fremde Lorbeeren einheimsen wollen… auf einmal hatte ich genau die gleichen Sprüche im Kopf, die ich auf Workshops versuche, den Teilnehmenden auszureden. Ich wusste ja, dass ich es darf und trotzdem hatte ich das erste von mir “verstümmelte” Video an Sandra Schön und Martin Ebner geschickt, die das Originalvideo produziert hatten – und sie haben sich total gefreut und mich noch einmal darin bestärkt, dass man ja genau das mit OER erreichen will. Sandra hatte sich auch in ihrem Blog noch einmal offen darüber gefreut:

“Wir sind stolz wie Oskar ?”

 

Beitragsbild von StockSnap auf Pixabay (CC0)