Nach dem sehr interessanten Workshop von Prof. Baumgartner auf dem #jfmh14 zu Publikationsindizes habe ich mir mein Google-Scholar-Profil mal genauer angeschaut. Ich bin kein Fan davon, Menschen in Zahlen auszudrücken, auch wenn mir schon Einsatzgebiete dafür einfallen würden…

Vielmehr sehe ich das Profil als Werkzeug für verschiedene Anwendungen:

  • Monitoring von Zitationen: Ich kann sehen, wer meine Beiträge wo zitiert. Während Prof. Baumgartner seine Benachrichtigungen abgeschalten hat (Luxusproblem ;)) freue ich mich ja in der Regel um jede Wahrnehmung.
  • Pflege von Metadaten: Hier habe ich selbst Einfluss darauf, dass ich richtig zitiert werde.
  • Übersicht über Zugang zu Publikationen: Immer wenn ich mal Zeit habe *schenkelklopf*, erstelle ich eine Entwurfsversion meiner Publikationen und lade sie Open Access auf Qucosa hoch, denn ich will ja gelesen werden können. Wie sich bei ersten Recherchen schon herausstellt: das ist eine gute Idee, denn Google Scholar findet diese Publikationen und indexiert sie. Dennoch sind einige Artikel (noch) nicht zu finden: Da wird es aber Zeit!
  • Finden und gefunden werden: Ja, das ist ein wenig die Todsünde der Eitelkeit, aber wenn sich jemand mein Google-Scholar-Profil anschaut, dann soll es richtig, möglichst vollständig und gut gepflegt aussehen. Man weiß ja nie, wofür, und dann schadet es sicher nicht.

Ich besitze schon seit einiger Zeit ein Google-Scholar-Profil (irgendwann mal eingerichtet, nie richtig benutzt oder auch verstanden, was es bringen soll). Daher ist erst einmal Sichten und Aufräumen angesagt.

Aufräumen im Google-Scholar-Profil

In Vorbereitung auf den Workshop bat Prof. Baumgartner darum, eine aktuelle Publikationsliste mitzubringen. Meine findet man eigentlich gut aktuell gehalten auf meiner Mitarbeiterseite – hauptsächlich, damit ich irgendwo eine vollständige Übersicht habe inkl. Links zu den Dokumenten und Slides, d.h. ich vermute, dass ich den meisten Traffic auf dieser Seite verursache. Nun hatte ich auch eine auf Papier dabei und konnte sie mit den Einträgen auf meinem Profil vergleichen. Google hatte schon einiges gefunden und mir zugeordnet. Das hatte ich auch nicht anders erwartet. Dennoch gibt es einiges zu tun:

  • Fehlende oder fehlerhafte Metadaten: Die Metadaten waren bei einem überwiegenden Teil der Einträge wenigstens lückenhaft, wenn nicht gar fehlerhaft. Hier muss ich also nacharbeiten.
  • Fehlende Einträge: Bis 2012 waren alle Artikel, Bücher, Buchbeiträge und Konferenzbeiträge vollständig, danach nicht mehr. Insbesondere Konferenzen, die ihre Beiträge nicht online stellen, werden auch nicht als Eintrag gefunden (z.B. der Konferenzband zum Workshop on E-Learning, der auch 2014 ausschließlich auf Totholz erscheinen wird, weshalb ich mich gegen eine Beitragseinreichung entschieden habe :(). Genauer gesagt fehlten die Beiträge zu den Konferenzen: 5. Forum Wissenschaftskommunikation, GOR13, GMW13, WeL13 (hier wurde einer von zwei Beiträgen gefunden, weil wir sie schon auf Qucosa gestellt hatten), EMOOCs14, MKWI14, GML14, DGHD14 und spätere, wobei die 2014er-Publikationen sicher einfach zu neu sind.
  • Posterbeiträge, Vorträge und Workshops: Diese Formate werden überwiegend nicht berücksichtigt, was ich verständlich finde, da es oftmals keine “richtige” Dokumentation dazu gibt und die Wissenschaftlichkeit auch nicht immer gegeben ist und überwiegend auch nicht überprüft wird. Dennoch haben es ein Vortrag (Vortragsreihe am Medienzentrum) und ein Workshop (GMW13) auf das automatisch erstellte Profil geschafft. Das stellt mich natürlich vor die Frage: sollte man die anderen ergänzen oder nicht?
  • Doppelte Einträge: Einige Beiträge wurden in mehreren Einträgen aufgeführt, bspw. die L3T-Kapitel einmal von der Webseite und einmal aus Google Books. Hier kann man die Einträge aber “mergen”, d.h. zusammenführen.
  • Falsch zugeordnete Beiträge: Mein Name ist ein Sammelbegriff. Diesmal war es eine Maren Lorenz, deren Beitrag mir zugetraut wurde. Er war noch nicht einmal schlecht, aber dennoch: raus damit.
  • Zusätzlich gefundene “Werke”: Und siehe da, Google Scholar hat außerdem noch meine Diplomarbeit, meinen Großen Beleg, eine Seminararbeit und ein Concept Paper aus dem BluES’n-Projekt gefunden. Über das Publish-or-Perish-Tool (PoP) gab es einen weiteren Blick in die Vergangenheit: Einen Schulaufsatz von mir aus der 10. Klasse – damals schon Open Access 😉 (und heute muss ich mit den “Sünden” meiner Jugend im Internet klarkommen, aber so schlimm ist es nicht).

Interessant fand ich auch die Zitationsstellen meiner Beiträge. So wurde das Advertorial “Lernmaterialien effektiv aufbereiten” viermal zitiert. Dreimal davon wahr ich selbst (auch, um es mal in eine “richtige” Publikation zu heben) und einmal in einer Dissertationsschrift, was mich doch sehr stutzig macht: Ein bezahlter Beitrag in einem Berater-Journal ist also an einigen Hochschulen “wissenschaftlich” genug, um zitierfähig zu sein? Naja gut. Aber ich habe dann ja die anderen Beiträge, die dann dafür herhalten können.

Action Items für die nächste Zeit

Ich habe nun also die Papierliste grün und rot markiert, je nachdem, welche Einträge gefunden worden sind. Nun versuche ich in nächster Zeit folgendes mal mitzumachen:

  1. Metadaten der vorhandenen Beiträge prüfen und ggf. korrigieren.
  2. Fehlende Einträge nachtragen. Die Frage, ob Posterbeiträge, Vorträge, Workshops etc. mit dazu sollen, werde ich wohl mit “mehr ist mehr” erst einmal testen. Letztendlich werden sie ja doch nicht zitiert werden, tragen aber zu einer vollständigeren Übersicht bei. Oder kennt jemand Argumente dagegen, das so zu handhaben?
  3. Entwurfsversionen als Open Access auf Qucosa vorantreiben. Die scheinen sehr gut sichtbar zu sein und die Umsetzung kostet ja “nur” etwa 20min pro Beitrag. Dann bin ich ja in 2 Wochen durch, wenn ich jeden Abend eine schaffe. 😉
  4. Das ganze weiter beobachten. Peter Baumgartner hat versprochen, auf seinem Blog weitere Erfahrungen zu teilen. Der ist ja ohnehin schon abonniert.

Bin ich jetzt doch eine Nummer? Publish or Perish?

Es bleiben noch einige Fragen, gerade wenn man über die Bewertung dieser Indizes nachdenkt:

  • Bin ich nur eine Nummer? Sind nur wissenschaftliche Publikationen auf Papier etwas wert? Was ist mit Projekten, Vorträgen, Gutachten/Reviews, Diskussionen oder Blogeinträgen? Klar sind das keine wissenschaftlichen Beiträge, aber sie machen mich als Wissenschaftler doch auch ein wenig aus.
  • Soll man zitiergefällig schreiben und nur noch mit “berühmten” Personen zusammen, um die Wahrscheinlichkeit des Gelesen- und Zitiertwerdens zu erhöhen? Gehört der Academic Search Engine Optimization (PDF) die Forschungszukunft?
  • Ist der h-index jetzt das Maß der Dinge? Sind es andere Kennzahlen?
  • Ist Google Scholar die Plattform der Zukunft? Wie sieht es mit Profilen auf Mendeley oder ResearchGate aus?

Ich weiß es nicht. Aber das gute ist: es weiß auch kein anderer 🙂 Ich werde mal schauen, was ich für mich mitnehmen kann: Zitationsübersicht, eine mehr oder weniger vollständige Liste, die ich auch über Universitätsgrenzen hinweg mitnehmen kann…

Ganz besonders hilfreich finde ich aber das neu erworbene Wissen darüber, was diese Zahlen eigentlich sagen und vor allem: was nicht. Ein fundierter Diskurs ist somit immer möglich. Ein wenig ärgere ich mich, dass ich das nicht schon letzte Woche zum Open-Access-Workshop der Universitätsbibliothek wusste, denn die Auffindbarkeit ist ein absoluter Vorteil des Dokumentenservers.